Fehlsichtigkeit
Was ist eine Fehlsichtigkeit?
Augenoptiker und Augenärzte unterscheiden zwischen Rechtsichtigkeit (Emmetropie) und Fehlsichtigkeit (Ametropie) eines Auges.
Die Rechtsichtigkeit stellt so etwas wie den Idealzustand des Sehens dar und wird bei allen Vergleichen als die physiologische Norm angenommen.
Ein rechtsichtiges Auge bildet ein von einem entfernten Gegenstand ausgehendes Bündel paralleler Strahlen also scharf auf der Netzhaut ab, denn der Brennpunkt des Systems liegt auf der Netzhaut.
Ein fehlsichtiges Auge hingegen bildet vor oder hinter der Netzhaut scharf im Brennpunkt ab, auf der Netzhaut hingegen ist die Abbildung unscharf.
Alle Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung und Alterssichtigkeit können mit Brillen oder Kontaktlinsen korrigiert werden und sind keine Krankheiten.
Diese Fehlsichtigkeiten sind baulängen- bzw. brechungsbedingt, das heißt, die Brechkraft eines Auges ist für seine Baulänge zu stark oder zu schwach. Deshalb liegt der Brennpunkt dieses Auges nicht auf der Netzhaut und das Auge sieht unscharf.
Bei der Alterssichtigkeit ist es ähnlich. Durch die mit zunehmendem Alter nachlassende Elastizität der Linse, ist diese nicht mehr in der Lage, sich stark genug zu krümmen. Dadurch entsteht ein Defizit an Brechkraft des abbildenden Systems eines Auges und die Abbildung eines nahen Gegenstandes erfolgt hinter der Netzhaut. Deshalb wird dieser Sehfehler auch Altersweitsichtigkeit genannt und ebenfalls zu den brechungsbasierten Fehlsichtigkeiten gezählt.
Gleichfalls zu den Fehlsichtigkeiten gezählt werden die Farbsehschwächen und die Farbenblindheit. Im Grunde genommen geht es auch dabei um Baufehler des Auges, nur, dass sie dort nicht die Baulänge und Brechkraft des Auges, sondern die Netzhaut betreffen.
Dort ist entweder ein Teil der Rezeptoren (Sinneszellen), nämlich die für das Farbsehen zuständigen verschiedenen Zapfen nicht, funktionseingeschränkt oder nur in eingeschränkter Zahl vorhanden. Diese Abweichungen von der Norm sind meist genetisch bedingt und vererbt.
Zählt man also die Farbsehschwächen und die Farbenblindheit zu den Normabweichungen, kann die Definition für den Begriff Fehlsichtigkeit so gestellt werden:
- Der Begriff Fehlsichtigkeit beschreibt Abweichungen eines Auges von der Norm, die nicht auf einer Augenerkrankung beruhen.
Fehlsichtigkeit und Augenkrankheit - Unterschied
Beschreibt man also die Fehlsichtigkeit als Abweichung eines Auges von der Norm, deren Ursache nicht in einer Erkrankung liegt wird klar:
- Fehlsichtigkeiten sind keine Augenkrankheiten
Festgeschrieben ist dieser Begriff der Fehlsichtigkeit seit der am 1. Januar 2004 in Kraft getretenen Reform der Krankenversicherung.
Dort werden diese Beeinträchtigungen als Fehlsichtigkeiten eingestuft, die keine Augenkrankheiten sind. Sie wurden daher aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen entfernt (Sozialgesetzbuch 5. Buch gesetzliche Krankenversicherung §33 Hilfsmittel, Sehhilfen). Aus diesem Grund werden die Kosten für die korrigierenden Brillen oder Kontaktlinsen von den gesetzlichen Krankenversicherungen nur noch für Kinder und bei Erwachsenen nur im Falle starker Fehlsichtigkeiten mit schweren Beeinträchtigungen übernommen.
Brechungs- und augenlängenbasierte Fehlsichtigkeiten können durch angepasste Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Augenerkrankungen aber bedürfen einer augenärztlichen Therapie mit Medikamenten und zuweilen sogar einer Operation, um sie zu beheben oder zumindest eine Verschlimmerung zu verhindern. Sie gehören unbedingt in die Hand eines Augenarztes.
Virusbedingte Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
Quelle Foto: Wikimedia
Zu den verbreitetsten Augenkrankheiten gehören:
- Bindehautentzündungen (Konjunktivitis): nicht immer harmlose Entzündung der Augenbindehaut, in viraler, allergiebedingter oder bakterieller Form. Letztere kann hochinfektiös sein.
- Hagel- und Gerstenkorn: Das Gerstenkorn beruht auf einer bakteriellen Drüsenentzündung am Auge, das Hagelkorn auf einem Sekretstau in einer Talgdrüse.
- Grauer Star (Katarakt): meist altersbedingte Linsentrübung, durch Entfernung der Augenlinse und Einsetzen eines Implantats kann die Sehkraft und Lesefähigkeit wiederhergestellt werden.
- Grüner Star (Glaukom): eine oft schleichende Augendruckerhöhung, die unbehandelt zur Erblindung führen kann, man unterscheidet Engwinkel- und Offenwinkelglaukom, der häufigsten Erblindungsursache.
- Makula-Degeneration (AMD): trockene und feuchte altersbedingte Makulaveränderung, die feuchte Variante führt oft zu funktionaler Erblindung
Blick mit gesundem Auge (links) - Blick mit Makuladegeneration (rechts)
Quelle Foto: Wikipedia
Immer häufiger werden heute Erkrankungen wie:
- Diabetische Retinopathie: Folgeerkrankung der Netzhaut bei Diabetes durch Schädigung kleiner Blutgefäße, die zur Unterversorgung der Netzhaut führen. Langfristig droht unbehandelt die Erblindung.
- Retinitis Pigmentosa: eine sehr schwere, erblich bedingte Augenerkrankung, bei der ein verändertes Gen zur allmählichen Zerstörung der Netzhaut führt.
- Netzhautablösung: Bei der Netzhautablösung wird die Innenschicht der Netzhaut abgehoben und nicht mehr von Sauer- und Nährstoff versorgt und stirbt so ab. Die Ursachen sind vielfältig.
Die meisten dieser Krankheiten lassen sich durch eine medikamentöse Therapie oder eine Operation beheben oder zumindest aufhalten. Spätestens ab dem 45. Lebensjahr helfen regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt Augenkrankheiten wie etwa den Grünen Star und die Diabethische Retinopathie frühzeitig zu erkennen und damit einer raschen Therapie zuzuführen.
Arten von Fehlsichtigkeiten
Es gibt genau genommen zwei Arten von Fehlsichtigkeiten. Die größere Gruppe betrifft die brechungs- und baulängenbedingten Fehlsichtigkeiten.
Zu den brechungsbedingten Fehlsichtigkeiten gehören:
- Kurzsichtigkeit: das kurzsichtige Auge ist im Verhältnis zu seiner Brechkraft zu lang und bildet ferne Gegenstände unscharf ab, der Brennpunkt liegt vor der Netzhaut.
- Weitsichtigkeit: Das weitsichtige Auge ist im Verhältnis zu seiner Brechkraft zu kurz gebaut und bildet ferne Gegenstände unscharf ab, der Brennpunkt liegt hinter der Netzhaut.
- Hornhautverkrümmung: Bei der einfachen Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut in zwei 90 Grad zueinander liegenden Richtungen unterschiedlich stark gekrümmt. Das Auge hat in diesen beiden Richtungen verschiedene Brechkräfte. Die Abbildung auf der Netzhaut ist unscharf verzerrt und stabförmig.
- Alterssichtigkeit: Die Alterssichtigkeit, beruht auf der nachlassenden Elastizität der Augenlinse, die sich nicht mehr so stark krümmen kann, dass sich das Auge auf unterschiedliche Entfernungen einstellen kann. Das führt zu einer ähnlich unscharfen Abbildung wie bei der Weitsichtigkeit.
- Winkelfehlsichtigkeit: Die Winkelfehlsichtigkeit ist ein verdecktes Schielen, das mit der Mess- und Korrektionsmethodik nach Hans-Joachim Haase festgestellt wird.
Ebenfalls zu den Fehlsichtigkeiten werden die Farbsehschwächen und Farbenblindheit gezählt, denn auch sie beruhen auf Abweichungen des Auges von der Norm. Diese Augen verfügen über zu wenige Farbrezeptoren eines Zapfentyps auf der Netzhaut. Farb-Fehlsichtigkeiten sind vererbbar. Von Farbfehlsichtigkeiten sind nur 0,4% der Frauen, aber 10% der Männer betroffen.
Ursachen von Fehlsichtigkeiten
Fast die Hälfte der Einwohner Deutschlands ist fehlsichtig. Ihre Fehlsichtigkeiten gehören nicht zu den angeborenen oder erworbenen Augenkrankheiten. Sie alle leiden nicht an Erkrankungen, ihre Augen entsprechen nur einfach nicht dem Idealzustand, bei dem das Auge ideal scharf, beidäugig einfach und farbideal abbildet.
Ein zu lang gebauter Augapfel ist Ursache für die Kurzsichtigkeit
Die Ursachen der Fehlsichtigkeiten:
- Bei einer Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zu lang gebaut für die Brechkraft des Auges.
- Bei einer Weitsichtigkeit ist der Augapfel im Verhältnis zur Augenbrechkraft zu kurz gebaut.
- Bei einer Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut nicht ideal kugelförmig gebogen, sondern in zwei 90 Grad zueinanderstehenden Richtungen unterschiedlich.
- Die Winkelfehlsichtigkeit ist eine Abweichung vom idealen beidäugigen Sehen, die latentes Doppeltsehen verursacht. Als Ursache des Bildlagenfehlers wird eine Abweichung der beiden Sehachsen gesehen.
- Bei den Farbsehschwächen und der Farbblindheit entspricht die Verteilung der verschiedenen Zapfenarten nicht der Norm. Diese Farbenschwächen sind überwiegend angeboren und treffen kaum Frauen, aber zehn Prozent der Männer.
Symptome von Fehlsichtigkeiten
Brechungsfehlsichtigkeiten
In diese Gruppe der Fehlsichtigkeiten gehören die Kurzsichtigkeit, die Weitsichtigkeit, die Hornhautverkrümmung und die Alterssichtigkeit.
Bei der Kurzsichtigkeit bildet das betroffene Auge alle fernen Gegenstände auf der Netzhaut unscharf ab. Das kurzsichtige Auge sieht also in der Ferne undeutlich. Der Grad der Unschärfe hängt von der Stärke der Fehlsichtigkeit ab. Nahe Gegenstände hingegen sehen Kurzsichtige scharf. Eine Kurzsichtigkeit wird im Alltag meist spätestens mit Schuleintritt bemerkt, wenn an der Tafel Geschriebenes nur fehlerhaft erkannt wird.
Bei der Weitsichtigkeit bildet das betroffene Auge ebenfalls alle fernen Gegenstände auf der Netzhaut unscharf ab. Ist die Fehlsichtigkeit eines noch jungen Auges relativ gering, kann das Akkommodationsvermögen des Auges die Fehlsichtigkeit noch ausgleichen und sorgt für eine scharfe Abbildung. Auch wenn diese Augen in der Ferne deutlich sehen, ermüden sie wegen des ständigen Akkommodationsaufwands leicht. Nahe Gegenstände sieht der Weitsichtige undeutlich.
Bei einer Hornhautverkrümmung bildet das Auge Gegenstände in allen Entfernungen unscharf ab. Ein Punkt erscheint nicht mehr punktförmig, sondern wie ein Stab, in allen Entfernungen wird undeutlich gesehen und Kreise erscheinen als Elipsen. Meist ist die Hornhautverkrümmung mit einer Kurzsichtigkeit oder einer Weitsichtigkeit und den dort typischen Symptomen gekoppelt.
So kann ein Seheindruck bei Hornhautverkrümmung aussehen
Bei der Alterssichtigkeit sind die Symptome denen der Weitsichtigkeit ähnlich. Zunächst noch fast unbemerkt, muss ein alterssichtiger Mensch sein Lesegut immer weiter weghalten, um deutlich lesen zu können. Im Volksmund heißt es dann, der Arm wird zu kurz. Diese Symptome werden ab dem 40. bis 45. Lebensjahr zunehmend bemerkbar und verstärken sich mit zunehmendem Alter, denn vor allem die Augenlinse verliert immer mehr an Elastizität und kann durch die Abnahme der Fähigkeit sich stärker zu krümmen, die nötige Brechkraft nicht mehr aufbringen, um nahe Gegenstände scharf auf der Netzhaut abzubilden.
Winkelfehlsichtigkeiten
Winkelfehlsichtigkeiten werden als verdecktes Schielen angesehen, also als Abweichung vom idealen beidäugigen Sehen. Vor allem bei angestrengtem Lesen oder bei ausdauernder Computerarbeit kommt es zu Kopfschmerzen und Müdigkeit. Diese winkelfehlsichtigen Augen sind von einer Abweichung der beiden Sehachsen von der Norm betroffen. Um ein Doppelsehen zu vermeiden und den Bildlagenfehler auszugleichen, bedarf es eines beständigen Mehraufwands des Augenmuskelsystems.
Farbfehlsichtigkeiten
Farbfehlsichtigkeit beruhen auf einer Anomalie der Netzthautrezeptoren und zwar von mindestens einer der drei Zapfenarten. Die Zapfen sind für die Farbwahrnehmung zuständig und vermitteln die Grundfarben Rot, Grün und Blau, aus denen alle Mischfarben zusammengesetzt werden.
Ishihara-Farbtafeln zur Feststellung einer Farbschwäche oder Farbenblindheit
Quelle Foto: Wikimedia
Meist sind diese im Alltag das Leben wenig beeinträchtigenden Anomalien genetisch bedingt. Selbst die Ampel wird richtig gedeutet, denn hier wird nicht die Farbe richtig erkannt, sondern die Position des leuchtenden Lichts. Bei der Seefahrt ist das anders, denn dort kann die Lichtfarbe nicht anhand einer Position zweifelsfrei erkannt werden, ein Sportbootführerschein wird daher nicht erteilt.
Solch eine Normabweichung äußert sich am häufigsten in einer Störung der Wahrnehmung einer der drei Grundfarben. Meist ist es die Rot-Grün-Schwäche, die fast nur beim männlichen Geschlecht vorkommt. Es ist dann möglich, dass die Farben verwechselt werden. Nur bei der Farbenblindheit funktionieren alle drei Zapfenarten nicht, dann werden die Farbtöne als unterschiedliche Grautöne wahrgenommen.
Korrektur von Fehlsichtigkeiten
Alle brechungsbedingten Fehlsichtigkeiten, also Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung oder Alterssichtigkeit können prinzipiell mit konventionellen Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Ihr Augenoptiker nimmt Ihre Beschwerden auf und führt dann eine umfassende Refraktionsbestimmung durch, bei der er Art und Stärke Ihrer Fehlsichtigkeit feststellt. Dann wird er mit Ihnen den Einsatzzweck und die Art der dafür in Frage kommenden Sehhilfe besprechen, sie ausführlich beraten und Ihnen die für Sie passende Brille oder die optimalen Kontaktlinsen empfehlen und anpassen.
Korrektur Fehlsichtigkeit mit einer Brille
Nicht für alle Fehlsichtigkeiten und vor allem Einsatzzwecke sind alle Arten von Brillen oder Kontaktlinsen gleich gut geeignet. Für hohe Kurzsichtigkeiten bieten sich Kontaktlinsen an, denn sie verkleinern das Bild nicht, für Alterssichtige sind Gleitsichtbrillen besonders geeignet, weil sie in allen Entfernungen wieder scharfes Sehen ermöglichen.
Die Winkelfehlsichtigkeit als Abweichung der Sehachsen kann durch den Einsatz von Prismenbrillen korrigiert werden, die nach der speziellen Mess- und Korrektionsmethodik nach Hans-Joachim Haase bestimmt werden.
Die Farbenfehlsichtigkeiten lassen sich weder ärztlich behandeln, noch durch Sehhilfen ausgleichen. Allenfalls zu einer Verbesserung des Farbsehens führen speziell gefärbte Kontaktlinsen, beheben können Sie diese Fehlsichtigkeit nicht.
Fehlsichtigkeit bei Kindern?
Da Fehlsichtigkeiten keine erworbenen Augenkrankheiten sind, sondern auf Brechungs- oder Baulängenabweichungen von der Norm des „idealen Auges“ beruhen, oder wie beim Farbensehen auf meist genetisch bedingten Abweichungen der Netzhautrezeptoren, sind sie von Geburt an vorhanden. Zuweilen aber werden sie bei Kindern nicht gleich entdeckt, was vor allem für die Farbabweichungen und etwaige Winkelfehlsichtigkeiten gilt.
Kleinkind mit Vollkunststoffbrille
Aus diesem Grund sind die frühkindlichen Untersuchungen von Kindern sehr wichtig. Kinder nämlich müssen das Sehen erst lernen. Diese Fähigkeit können sie aber nur vollständig und altersgemäß erwerben, wenn alles getan ist, um Fehlsichtigkeiten früh zu erkennen und zu korrigieren. Sie sollten also im Interesse Ihres Kindes alle Vorsorgeuntersuchungstermine wahrnehmen und Ihr Kind unbedingt auch einem Augenarzt vorstellen.
Auch wenn Sie selbst das Gefühl haben, dass Ihr Kind nicht gut sieht und dem Alter entsprechend Dinge, die es erkennen sollte, ganz offenbar nicht sieht, oder sich öfter stößt, sollten Sie Ihr Kind unbedingt beim Augenarzt anmelden und die Augen auf Fehlsichtigkeiten untersuchen lassen.
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